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Volle Konzentration – Welche Bedeutung hat die Selbstregulationsfähigkeit von Kindern und wie können Eltern sie fördern?

icon.crdate08.05.2024

Über 200 Eltern, Erzieherinnen und LehrerInnen fanden sich in der Kulturhalle Dielheim zum gemeinsamen Abend der Mannabergschule Rauenberg und der Leimbachtalschule Dielheim ein - zum Impulsvortrag mit Dr. Sabine Kubesch vom INSTITUT BILDUNG plus aus Heidelberg.

Über 200 Eltern, Erzieherinnen und LehrerInnen fanden sich in der Kulturhalle Dielheim zum gemeinsamen Abend der Mannabergschule Rauenberg und der Leimbachtalschule Dielheim ein - zum Impulsvortrag mit Dr. Sabine Kubesch vom INSTITUT BILDUNG plus aus Heidelberg.

Die ausgewiesene Expertin im Bereich „Selbstregulation“ und „Exekutive Funktionen“ begleitet auch beide Lehrerkollegien zu diesem Thema.

Eine Mitschülerin hat neue Stifte dabei, vor dem Fenster baut ein Vogel sein Nest im Baum, das Smartphone vibriert – Ablenkungen über Ablenkungen, alle viel interessanter als die Aufgabe im Deutschunterricht. Sich auf eine Sache zu konzentrieren und diese ohne Unterbrechung durchzuführen, fällt vielen Kindern schwer. Doch Selbstregulation kann trainiert werden!

„Die scheinbar banalen Dinge in der Erziehung sind unglaublich wichtig. Warten lernen, Aufschub aushalten, sich fokussieren sind zentrale Kompetenzen der Selbstregulation - dies kann mit den Kindern am besten im Altern von 3 bis 10 Jahren trainiert werden“, so Sabine Kubesch.

Unterlegt mit wissenschaftlichen Studienergebnissen zeigte Sabine Kubesch die Bedeutung der Selbstkontrolle für die Bewältigung der vielen Herausforderungen im weiteren Verlauf des Lebens.

Selbstregulation – was ist das?

Selbstregulation: Das heißt Gewissenhaftigkeit, bei der Sache bleiben, sich nicht ablenken lassen, Pläne schmieden und umsetzen, kurzfristigen Impulsen widerstehen, um langfristige Ziele zu verfolgen. Sich selbst regulieren zu können, ist eine unserer wichtigsten Fähigkeiten. Nicht nur für den Erfolg in der Schule, sondern auch im späteren Leben: beim Regeln der Finanzen, in Beziehungen, im Berufsleben. Allerdings müssen wir die Grundlagen schon in der Kindheit lernen.

Wichtigster Mitspieler: das Gehirn

Gewisse kognitive Fähigkeiten, exekutive Funktionen genannt, unterliegen der Selbstregulation. Dazu zählen jene Fähigkeiten, mit denen man seine Gedanken kontrolliert und koordiniert. Wichtigster Mitspieler ist dabei das Arbeitsgedächtnis mit dem Kurzzeitspeicher, der Informationen speichert, die für das Ausführen einer Aufgabe notwendig sind. Die Inhibition, die Fähigkeit, spontane Impulse zu unterdrücken und sich nicht ablenken zu lassen, ist eine weitere exekutive Funktion. Auch die kognitive Flexibilität, das heißt die Fähigkeit, sich schnell auf neue Situationen einstellen zu können, gehört dazu. Kinder mit einer ausgeprägten kognitiven Flexibilität fällt das Umstellen vom freien Spiel auf Stillarbeit, vom Spielen zum Aufräumen oder vom Bereitlegen der Arbeitsmaterialien bis hin zum eigentlichen Start der Aufgabe (Initiierung) leicht. Kinder mit schwachen exekutiven Funktionen sind leichter ablenkbar, vergessen Arbeitsanweisungen, verlieren sich in Aufgaben und haben Probleme diese zu Ende zu führen. Oft können sie spontane Impulse kaum unterdrücken und fallen durch unbeherrschtes, aggressives Verhalten auf.

Wie Eltern ihren Kindern helfen können

Die gute Nachricht: Mit Geduld und Ausdauer können Eltern ihren Kindern helfen. So gibt ein geregelter Tagesablauf schon im frühen Kindesalter Halt und Struktur. Das beginnt beim Aufhängen der Jacke nach dem Ankommen zuhause oder beim Aufräumen der Schuhe ins Regal. Das Einbeziehen der Kinder in einfache Alltagsaufgaben hilft, die exekutiven Funktionen zu trainieren. Steht beispielsweise in der Schule Sportunterricht auf dem Stundenplan, können die Kinder helfen, die nötigen Utensilien zu packen. Dadurch lernen sie Verantwortung zu übernehmen und voraus zu denken. Unterstützt wird das Erlernen der Selbstregulation außerdem durch Regeln und Rituale sowie dem Umsetzen von Konsequenzen. Wichtig ist dabei, dass nur das Verhalten, das man fördern will, belohnt werden sollte. Nicht etwa mit Versprechungen wie: „Wenn du deine Hausaufgaben machst, darfst du danach fernsehen.“, sondern mit einem Lob, für die aufgebrachte Anstrengungsbereitschaft, nachdem die Hausaufgaben ohne Murren erledigt wurden. Zielvereinbarungen, sogenannte Wenn-dann- und Verstärkerpläne, machen den Kindern deutlich, dass eine Handlung Konsequenzen nach sich zieht und dass für das Erreichen von Zielen bestimmte Handlungen notwendig sind. Besonders hilfreich sind dabei sportliche Aktivitäten und Bewegungsspiele, bei denen Körper und Geist aktiviert werden. Denn erwiesenermaßen behält das Gedächtnis Inhalte länger, wenn diese mit einer Bewegung verbunden wurden. Bekannte Spielregeln verändern und damit den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Die Kinder müssen sich etwas merken, schnell umdenken und sich auf neue Situationen einstellen, spontane Impulse unterdrücken und sich auf das Mitdenken und Mitspielen konzentrieren.

Kinder bleiben Kinder

Abschließend betonte Frau Dr. Kubesch, dass Eltern nicht vergessen sollten, dass ihre Kinder Kinder sind. Oft erwartet man von ihnen ein erwachsenes Verhalten, doch vieles können die Kinder noch nicht leisten oder wissen. Pünktlichkeit, Zuhören, eigene Bedürfnisse hintenanzustellen – all das muss über Jahre gelernt und geübt werden. Das gilt insbesondere für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten, die häufig bemüht sind, sich angemessen zu verhalten, denen dies aber aufgrund ihrer geringeren Selbstregulationsfähigkeit oftmals noch nicht gelingt. Zur Förderung der Selbstregulationsfähigkeit von Kindern empfiehlt sie einen autoritativen Erziehungsstil. Das ist eine von Liebe und Unterstützung geprägte Erziehung, bei der die Meinung der Kinder respektiert und wenn möglich einbezogen wird, bei der die Eltern aber gleichzeitig klare Grenzen und Regeln vorgeben und diese auch konsequent durchsetzen. Frau Dr. Kubesch betonte dabei auch die Bedeutung von Schlaf, Ernährung und gutem Umgang mit Medien.

Gut ausgebildete exekutive Funktionen, die der Selbstregulation unterliegen, wirken sich nicht nur positiv auf den Lernerfolg aus, sondern befähigen Kinder auch zu Mitgefühl und Selbstbeherrschung – zwei wichtige Grundlagen für das soziale Zusammenleben in Familie, Kindergarten, Schule und Freundeskreis.

Herzlichen Dank an Frau Dr. Kubesch für ihre so wichtigen Impulse, die auch noch im Nachgang Inhalt vieler Gespräche bei den Anwesenden bildeten.

Möglich war dieser Abend auch durch die finanzielle Unterstützung des Lionsclub Wiesloch.

Weitere Informationen zum Nachgang der Veranstaltung erhalten Sie auf den Verlagsseiten unter folgenden Links:

https://www.verlag-bildungplus.org/fortbildungen/ und https://www.verlag-bildungplus.org/mediathek/

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